Der 1989 von der europäischen Raumfahrtbehörde ESA gestartete
Astrometrie-Satellit HIPPARCOS wird ein hochpräzises Netz von
Positionen, Eigenbewegungen und Entfernungen von fast 120 000
Sternen liefern. Zum Auffinden der zu beobachtenden Sterne benötigt
HIPPARCOS bereits eine so hohe Positionsgenauigkeit, daß
umfangreiche Vorarbeiten mit erdgebundenen Teleskopen erforderlich
waren. Auch an diesen Arbeiten zur Erstellung des
Eingabekataloges (INCA=Input Catalog) war unsere
Arbeitsgruppe in großem Umfang beteiligt.
Die vorgesehene Umlaufbahn des Satelliten konnte aufgrund eines
technischen Defektes allerdings nicht erreicht werden. Die hierdurch
enstandenen Einbußen wurden aber durch eine verlängerte
Missionsdauer und ein verändertes Meßkonzept wettgemacht, so daß
im Frühjahr 1993 die Beobachtungen erfolgreich abgeschlossen werden
konnten. Die Genauigkeit der Sternpositionen wird dann etwa
1-2 Millibogensekunden (mas) betragen (Abb. 4). Zur Veranschaulichung
denke man sich im Abstand von 100 km um einen Beobachter herum
Kerzen aufgestellt. Wenn die relative Position der Kerzen auf 1 Millimeter
genau bestimmt werden kann, entspricht das einem Winkel von 2 mas.
Die Auswertungen werden jedoch noch einige Jahre dauern. Das von
HIPPARCOS gelieferte Koordinatensystem ist zwar starr, ohne lokale
systematische Fehler, bedarf jedoch noch einer äußeren
Orientierung, um es mit bestehenden Sternkatalogen und dem Radio-System
vergleichen zu
können. Hierzu wird das Extragalaktische-Referenz-Link
(Link=Verbindung, Anschluß) benutzt, an dem unsere Arbeitsgruppe ebenfalls
sehr intensiv mitarbeitet.
Derzeit verfügen wir bereits über die ersten originalen Meßergebnisse
von HIPPARCOS. Die Reduktion der Photoplatten
mit Hilfe dieser HIPPARCOS Positionen ergab einerseits die erhoffte
Bestätigung der hohen internen Meßgenauigkeit unserer
Meßmaschinen, andererseits auch einen ersten sicheren Test für das
planmäßige Funktionieren des Satelliten überhaupt.
Im Juni 1997 wird mit der Veröffentlichung des endgültigen
Katalogs eine neue Ära für die gesamte Astrometrie beginnen.
Schon jetzt hat die ESA eine neue Astrometrie-Mission um das Jahr
2015 in der Planung; dabei sollen mehr als 50 Millionen Sterne
bis zur 15. Größe beobachtet werden.
Abb. 4. Erwartete Genauigkeit der astrometrischen Parameter
als Funktion der HIPPARCOS-Missionsdauer. Die Kurven zeigen über
den gesamten Himmel gemittelt den mittleren Fehler für Position
(POS), Parallaxe (PAR) und Eigenbewegung (P.M.) für Sterne der
mittleren Helligkeit .
root
Mon Nov 17 13:07:25 CET 1997
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