Hamburger Sternwarte Gebäude & Teleskope: - Salvador-Spiegel
Der so genannte Salvador-Spiegel ist ein Cassegrain-Teleskop von 40 cm
Objektivdurchmesser und 8 m Brennweite (Öffnungsverhältnis 1/20),
das in der "Hütte S" im Nordteil des Sternwartengeländes aufgestellt
ist.
Die Ursprünge dieses Gerätes liegen etwas im Dunkeln. In den
Jahresberichten der Hamburger Sternwarte wird ein solches Teleskop erstmals
1952 erwähnt. Es sollte als Gegengewicht zum Schmidt-Spiegel II (von den
optischen Daten her ein Duplikat des "Ur-Schmidt-Spiegels") auf einer
Englischen Achsenmontierung Aufstellung finden. In Verbindung mit einem
Spektrographen niedriger Dispersion war eine Verwendung für
spektralphotometrische Untersuchungen an Sternen vorgesehen. Was daraus
wurde, ist unklar.
1960 taucht abermals ein 40 cm Cassegrain im Jahresbericht auf, der zur
Erprobung vorübergehend auf die Montierung des Ur-Schmidts kam,
jedoch wegen unzulänglicher optischer Qualität zur Nacharbeit an die
Firma Askania übergeben wurde. Es ist nicht klar, ob es sich dabei
um dasselbe Instrument wie vorstehend handelt. In den folgenden Jahren
wurde in der Werkstatt der Sternwarte für dieses Gerät eine Englische
Montierung nebst Antrieb fertiggestellt und ein zuvor am
Großen Refraktor genutztes lichtelektrisches Photometer angebaut.
Zu Beginn des Jahres 1967 wurde das Teleskop nach Griechenland verschickt.
Dort fand es in einer Außenstelle
in Stefanion auf der Peloponnes
Aufstellung und diente einem umfangreichen Beobachtungsprogramm zur
UBV-Photometrie von über 1000 M-Sternen unter der Federführung von
H. Neckel. Ziel dieser Beobachtungen war eine umfassende Bestandsaufnahme der
interstellaren Absorption in der Milchstraße. Die Außenstation
wurde Ende 1970 wieder aufgegeben, und das Teleskop kam zurück nach
Bergedorf, wo man es aber offensichtlich zunächst nicht wieder in
Betrieb nahm.
Erst Mitte der 80er Jahre, nachdem der Ur-Schmidt-Spiegel von seiner Montierung
in der Hütte S abgenommen und nach Restaurierung ins
Schmidt-Museum
gebracht worden war, kam der 40 cm Spiegel auf dessen
Deutscher Montierung
erneut zur Aufstellung. Nach einer Überholung der Montierung 1989
fand das Teleskop von Zeit zu Zeit Einsatz als "Verstärkungsinstrument"
bei öffentlichen Führungen. Neuerdings wird es hauptsächlich vom
Förderverein der Sternwarte benutzt.
Über die Namensgebung des Salvador-Spiegels besteht leider auch keine
Klarheit. Vermutlich wurde die Hütte, in der das Teleskop in den
60er Jahren in Bergedorf aufgestellt war, als "Salvador-Hütte" bezeichnet,
ohne daß jedoch der Bezug ersichtlich ist. Möglicherweise
besteht ein Zusammenhang mit einer Reise des damaligen Direktors
Otto Heckmann im Jahre 1950 nach El Salvador, der auf Einladung des
kleinen mittelamerikanischen Staates das Land auf den Standort einer
Sternwarte hin erkunden sollte. Daraus wurde allerdings nichts, denn
das tropische Klima El Salvadors ist viel zu wolkenreich für einen
sinnvollen Betrieb eines astronomischen Observatoriums.
Denkbar ist, daß damals ein Testinstrument vorübergehend in der
genannten Hütte aufgestellt war, und daß daraus der Name resultiert.
(Wer weiß hierzu näheres??)
Text und Bilder von Matthias Hünsch
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Anläßlich des Jahres der Astronomie 2009, wurde dieser kleine Film gedreht.
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